Jede Frau sollte in ihrem individuellen Erleben gehört und ernst genommen werden und niemand Außenstehendes soll ihr Erleben einfach bagatellisieren!
Not-Kaiserschnitt, geplante Kaiserschnitt Geburten, Saugglocken Geburten, Einleitungen mit Geburtsstillständen etc. können belastend oder gar traumatisch erlebt werden & können im schlimmsten Fall auch ein Geburtstrauma zur Folge haben. Doch auch ganz natürliche vaginale Entbindungen können für eine Mutter traumatisch erlebt werden. Wie eine Geburt erlebt wird, hängt einzig und allein davon ab, wie Mutter und Kind die Geburt erlebt haben! So kann eine Geburt, die von Außenstehenden als völlig „normal“ verlaufende Geburt beschrieben wird, für die Mutter oder das Kind als sehr belastend oder negativ erlebt werden. Wenn Gefühle von ausgeliefert, oder eingefroren sein, Ohnmachtszustände und Handlungsunfähigkeit vorherrschen und man sich ohne Bewältigungsmöglichkeiten gefühlt hat, kann das Erlebte schwerer integriert werden und es kann ein Trauma entstehen. Das Kampf- oder Fluchtsystem unseres Nervensystems konnte somit nicht wirken und im Körper entsteht durch die Ausschüttung von enorm vielen Stresshormonen, enorm viel STRESS. Deshalb sind die Folgen nicht nur seelisch, sondern auch körperlich verankert. Das gilt für jedes Trauma – vor allen Dingen auch für das Geburtstraumata. Wichtig dabei ist es zu verstehen, dass ein Trauma, im Grunde ein Schutzmechanismus unseres Körpers und Geistes ist, damit unser Überleben in einer absoluten Ausnahmesituation garantiert ist. Im ersten Moment also lebensnotwendig, doch in einem zweiten Moment muss das Trauma in Körper und Seele aufgelöst werden.
Es ist sehr individuell und es gehören viele Faktoren dazu, wann eine Mutter von einer schweren oder von einer traumatischen Geburt spricht. Einer davon ist mit Sicherheit die eigene Geschichte, die jede Frau mit in die Geburt bringt. Die Verarbeitung der Erfahrung zahlt sich auf jeden Fall aus. Zumal (Geburts-)Trauma transgenerativ weitervererbt werden kann.
Ich begleite dich über die Techniken der Emotionelle Erste Hilfe dabei,
- Die Trauer und den Schmerz anzuerkennen. Schluss mit „Deckel drauf“, weil alle anderen sagen, „Hauptsache alle sind gesund“.
- Den Schmerz von Mami und Baby zu beweinen. Die Trauer über das Geburtstrauma darf endlich Ausdruck bekommen.
- Den Bindungsaufbau mit deinem Baby in einem sicheren Feld zu stärken und auszudehnen.
Nach traumatischen Geburtserfahrung ist man erst mal mit der Bewältigung dieser beschäftigt und unter Umständen kann dadurch auch die Mutter-Kind-Bindung beeinträchtigen. Die gewünschte „Mutterliebe“ stellt sich vielleicht nicht sofort ein, und es stellen sich dann oft noch Schuld- und/oder Versagensgefühle ein, welche die Situation noch verschlimmern.
Es gibt einige Symptome, die sehr typisch sind und oft nach traumatischen Ereignissen auftreten.
· Flashbacks sind Momente, in denen ungewollt und unkontrolliert Erinnerungen in Form von Bildern, Gerüchen oder Gefühlen vom Geschehenen auftauchen. Oft werden diese von einem Schlüsselreiz (sog. Trigger) ausgelöst, der an die Situation erinnert.
· Menschen mit einem Trauma vermeiden oft Orte, Dinge, Personen und Gedanken, die mit der Situation zu tun haben. Das kann so weit führen, dass sie sich an das Geschehene nur in Bruchstücken oder gar nicht erinnern können und es daher auch nicht alleine integriert werden kann.
· Schlafstörung, Konzentrationsschwäche und emotionelle Taubheit sind weitere Erscheinungen, die zum Leiden der Betroffenen beitragen.
· Außerdem können aus einem Geburtstrauma weitere psychische Erkrankungen entstehen. Darunter fällt am häufigsten die Posttraumatische Belastungsstörungen. Sie wird diagnostiziert, wenn die genannten Symptome mehr als vier Wochen anhalten und sich chronifizieren. Auch auftreten können unter anderem Anpassungsstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen.
Treten auch nur einige der oben genannten Symptome auf, ist dies ein Zeichen, dass Mami evtl. stärker belastet war, als sie es gerne gehabt hätte.
Was kannst du machen?
· Fühle dich niemals dazu gedrängt, jemanden das Erlebnis deiner traumatischen Geburt zu schildern! Öffne dich nur, wenn du dich sicher, geborgen und verstanden fühlst. Unsensible Stimmen können sich dann wie Stiche in die Wunde anfühlen.
· Deine Gefühle aufzuschreiben und auch das traumatische Geburtserlebnis zu verschriftlichen kann helfen ungute Gefühle loszulassen und die Erinnerungen zu sortieren. Vielleicht sogar auf einen Zettel, den man dann beim Verbrennen beobachtet, um das Geburtstrauma etwas zu lindern.
· Geburtsprotokoll anfordern und einzusehen.
· Bei großer Wut und Enttäuschung über die betreuenden Personen kann es sinnvoll sein, einen Brief an diese zu schreiben. Schildere darin dein persönliches Erleben und deine Gefühle. Entscheide erst später, ob du den Brief an die entsprechende Person oder Einrichtung abschicken möchtest. Schon das Schreiben ist Teil des Heilungsprozesses eines Geburtstraumas.
· Heilbad: Hier kann die Bindung nach einer traumatischen Geburt wieder aufgebaut und das verpasste Bonding nachgeholt werden. Es wird der direkte Moment nach der traumatischen Geburt nachempfunden. Bade das Baby dafür (am besten im Badeeimer neben dem Bett) erst im schönen warmen Wasser (wie im Fruchtwasser). Anschließend wird das Baby direkt auf die nackte Brust der Mutter gelegt. Beide werden mit Handtuch und Decke zugedeckt. So, wie es nach einer Geburt ohne Störungen stattfinden würde. Und dann heißt es kuscheln, kuscheln, kuscheln!
· Nackter! Körperkontakt zwischen dir und dem Baby! Nichts fördert die Bindung im Nachhinein so, wie purer Körperkontakt und ganz viel Kuschelzeit. Mama, Baby (und Papa) schütten ganz viel Oxytocin, ( Liebeshormon), bei Haut-auf-Haut-Kontakt aus.
· Nutze das Wochenbett auch als WOCHENBETT. Das gilt IMMER, doch im Besonderen nach schwierigen oder traumatischen Geburten. Gönnt euch die Ruhe und Kennenlernzeit! Habe kein schlechtes Gewissen, wenn du Besucher nach Hause schickst oder auf einen unbestimmten Termin verschiebst. Denn es gibt jetzt nichts Anderes und Wichtigeres zu tun, als dich und dein Kind ankommen zu lassen und das Geschehene zu verarbeiten, damit keine bleibenden „Schäden“ entstehen.
· EEH Fachberatungen, wo mit Gesprächstechniken, aber vor allem auf der körpertherapeutischen Ebene den Babys und auch deren Müttern nach schweren Geburten und bei Geburtstraumata geholfen.
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